11.06.2013, Uckermark Kurier, Templiner Zeitung

Wenn sich der Pinsel am Licht der Sonne erfreut

von Gerald Narr

Mit seiner neuen Ausstellung im Multikulturellen Centrum Templin blickt der Maler und Holzbildhauer Peter Westphal, der heute in Annenwalde lebt, auch ein Stück in seine eigene Kindheit zurück.

Templin. Auf seine Werke trifft man in vielen Orten. Skurrile Figuren aus kräftigen Birken- oder Lindenholz. Sie sind mit kräftigen Farben bemalt und grüßen mit fröhlichem Augenzwinkern – teils auch hintersinnig – den Wanderer. Jetzt schauen einige von ihnen, zum Teil ganz frisch fertiggestellt, in der Galerie des Multikulturellen Centrums Templin (MKC) den Besuchern entgegen. Da ist der goldspitzhütige Harlekin und der „Früchtegott“, der weibliche Akt und neben einer grasgrünen Nixe der Bandoneon spielende Matrose arrangiert. Ein überlebensgroßer weiblicher Torso, der metallisch blauviolett schimmert, wird zur gläserspeichernden Hausbar-Göttin, obenauf mit Rohrkolben und Pfauenfedern dekoriert.

Gernot Schwill aus Templin, langjähriger Freund und Begleiter seiner Kunst, beschreibt es warmherzig in seinem Text zur Eröffnung der Ausstellung so: „Wenn er nicht malt, frisst sich seine Kettensäge fröhlich durch´s Holz.“ Und so zeigt Peter Westphal seiner Annenwalder Künstler-Kollegin Heike Munser begeistert immer wieder neue Figuren, die er aufwendigen Farbveränderungen unterzieht, bis sie endlich seinen Vorstellungen entsprechen. „Fast täglich hatte die Figur eine neue Farbe“, erzählt sie lachend.

Die Bilder in der Ausstellung sind dominiert von der ihn umgebenden Landschaft. „Die heimische Uckermark schenkt mir die Motive, sagt er selbst dazu. Und sein Pinsel freut sich am Licht, das die Sonne durch die blühenden Kirschbäume schickt oder auf Windbruch-Baumstämmen hinterlässt. Diffuses Leuchten entdeckt er auf dem Wasser des mittleren Strelasunds oder im Gegenlicht einer Baumgruppe. Doch es gibt auch symbolische Motive bei ihm, wie bei „Fels in der Brandung“ von 2013, auf dem ein mit pastoser Farbe gespachtelter Mannesfelsen das darauf zuhaltende kleine Segelboot kentern lassen wird.

Viele der ernsten, großen Bilder sind in den letzten Jahren entstanden. Ein berührendes Thema seiner Kindheit in Marzahn ist das Bunker- und Befreiungsmotiv. Seine positive Prägung durch den sowjetischen Offizier, der in dem blonden Jungen offenbar das eigene Kind erblickte, ihn emporhob und eine Süßigkeit in den Mund steckte, dann den Befehl für den Abzug der Truppe gab.

Eine besondere Freude bereitete dem Künstler und den anwesenden Besuchern der Eröffnung ebenfalls ein Kind. Die elfjährige Anna Mertens, Schülerin der Kreismusikschule, spielte zwei anspruchsvolle Stücke, Bachs „Inventionen“ und Mozarts a-Moll-Sonate, vollkommen auswendig und souverän auf dem Klavier. Begeisterter Beifall der Anwesenden und ein Geschenk des Künstlers waren ihr verdienter Lohn.

In diesem Jahr begeht Peter Westphal im Oktober seinen 75. Geburtstag. So ist diese Ausstellung auch als ein Rückblick auf ein vielfältiges Künstlerleben zu verstehen. Geprägt von der Arbeit als Chefgrafiker der Weingroßkellerei der DDR, Leiter der Galerie des Verbandes Bildender Künstler im Haus der Jungen Talente Berlin und stellvertretender Leiter des Pankower Grafikzentrums, an dem er vielen jungen Künstlern das solide grafische Handwerk mit auf dem Weg geben konnte.