26.11.2012, Uckermark Kurier, Feuilleton

Abwechslungsreiche Menüfolge

von Peter Buske

Gewitztes Timing beim „Preußen“-Unterhaltungskracher „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“.
Mit Beteiligung von Tanz- und Gesangsschülern der Kreismusikschule Uckermark.

Prenzlau.  Ein Griff in die schier unerschöpfliche Schatztruhe, angefüllt mit unvergänglichen Operettenmelodien von Lehár über Suppé und Strauß jr. bis hin zu Millöcker sowie heiteren Orchesterhits und Musicalsongs, und schon sind die Zutaten für einen unterhaltsamen Abend beieinander. Wenn das Ganze dann noch als abwechslungsreiche Menüfolge angerichtet und gekonnt serviert wird, ist der Erfolg sicher. So geschehen beim 2. Konzert der Unterhaltungsreihe des um Aushilfen vergrößerten Preußischen Kammerorchesters am Freitag im Kultur- und Plenarsaal.

Als dirigentischer Spezialist fürs Heitere ist Thomas Runge (Chordirektor der Staatsoperette Dresden) engagiert, um dem erwartungsfroh gestimmten Publikum programmatisch zu versichern: „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht…“ – aber ohne Männer eben auch nicht. Wie dem 27-jährigen, in Schwerin geborenen Tenor Manuel Günther, der als buffostimmiger Charmeur selbiges Mitklatsch-Credo aus der Kálmánschen „Csárdásfürstin“ mit geradezu frivoler Leichtigkeit anstimmt. Auch in anderen Hits weiß er als lyrisch schmachtender Frauenversteher oder draufgängerischer Zigeunerbaron mit leicht geführter Stimme und strahlender Höhe zu begeistern. Hoffentlich auch die Jury des gegenwärtig in Berlin veranstalteten Bundeswettbewerbs Gesang, wo er in die Finalrunde gelangt ist und heute um den Singlorbeer streitet.

Die „Preußen“ betten ihn und seine Gesangskollegin Karolina Piontek auf Klangdaunen. Die Chorsopranistin  an der Dresdner Staatsoperette weiß mit ihrer klaren, geradlinig und sicher geführten Stimme zu überzeugen und ihre spröde Stimmschönheit beim Duettgesang fast vergessen zu machen. Mitunter greift sie zum Mikro. So bei einem Stolz’schen Operettenchanson mit Femme-fatale-Ambitionen, dem „Titanic“-Filmhit „My heart will go on“ oder dem „Somewhere“-Liebesbekenntnis aus der „West Side Story“. Höhenprobleme lassen sich damit leider nicht kaschieren. Ihr techniklos gelungenes Auftrittslied „Grüß mir mein Wien“ aus Gräfin Mariza“ wird von Mädchen des Jugendchores am hiesigen Scherpf-Gymnasium Prenzlau sängerisch (Einstudierung: Jürgen Bischof) und tänzerisch sehr ansprechend unterstützt.

Insgesamt viermal treten sie auf, stets in neuen, prächtigen Kostümen und attraktiven Bewegungsarrangements. Für beides zeichnet Tanzpädagogin Angela Steer verantwortlich, die zudem als Moderatorin  auf angenehme Weise die Nummernfolge begleitet. Dabei verzichtet sie erfreulicherweise auf genreübliche anekdotenreiche Schnurzeleien, setzt stattdessen auf seriöse, locker und charmant vorgetragene Informationen. Man fühlt sich bei ihr gut aufgehoben. Ebenso bei den „Preußen“ und ihrem zeichengeberischen Tausendsassa. Sie schwelgen zwischen Schmiss und Sentimentalität, erzählen cancanierend bis walzernd „Münchner Geschichten“ nach Mackeben-Art, porträtieren eine verführerische „Salome“ im fernöstlichen Klanggewand, lieben den rumbakugeligen „Sassa“-Gassenhauer genauso wie das trippelt-rappellige „Grisetten-Lied“ aus der „Lustigen Witwe“. der Beifall prasselt und verlangt nach einer Zugabe.